
Es ist nicht immer alles perfekt im Leben. Das wissen wir. Das spüren wir. Und wir versuchen mit aller Kraft dagegen zu steuern, dass das so bleibt. Ein bisschen besser müsste doch noch gehen. Ein bisschen schöner, ein bisschen gesünder, ein bisschen abenteuerlicher, ein bisschen sicherer, könnte das Leben sein. Bei mir jedenfalls ist das so.
Ja, klar: Ich vergleiche mich auch. Mit Ende dreißig ist das schon mal so. Da frage ich mich ab und an, ob ich nun jung oder alt bin. Ob ich das erreicht habe, was ich erreichen wollte – und das, was ich erreichen sollte. Ich könnte doch eigentlich schon ein bisschen reicher sein!
Und ich bin heimlich davon überzeugt, dass alle anderen in meinem Alter ihr Leben gut im Griff haben. Das ist doch auch so, oder etwa nicht?
Und dann fällt mir auf einmal meine Nachbarin ein, die ihren Kinderwagen oft die Straße rauf und runter schiebt – meistens allein. Ob sie sich das so gewünscht hat?
Meine Freundin, die über ihre Erfolge im Fitnessstudio postet – ob sie sich wohl noch immer abends nach dem essen übergibt?
Ich schalte ab, wenn ich Werbung sehe – im Fernsehen (okay, ich habe gar keinen Fernseher mehr), in Zeitschriften (alle Abos sind gekündigt) und online (bin ich zu viel online?). Ich will das nicht sehen: Das, was mir suggeriert, dass es mein Leben noch besser macht – machen könnte! Und genau dieser Spleen soll mich irgendwie doch auch nur zu einem besseren Menschen machen. Links 2.0, Nachhaltigkeit und Öko. Windelfrei, Organic Brei - Ayayay!
Uns Mamas kann man alles andrehen, wir würden es kaufen, sagte eine Hebamme im Geburtshaus. Stimmt doch auch. Nur das beste fürs Kind. Ein bisschen Schnörkel hier, ein wenig Kuschel da. Nur praktisch soll es sein, sagen dann manche: Ein Kinderwagen ist ja auch ein muss, tragen ist nicht gut für den Rücken. Achso!
Und wir im Hause Zache, wir sind Veganer. Nur zu 90%, aber trotzdem. Warum ist das eigentlich so? Zu Anfang wollten wir unseren CO2-Abdruck aufbessern: Die Kühe, die für uns gezüchtet werden, pupsen zu viel! Dann taten uns auch noch die armen Tiere leid, die geschwängert werden, um gemolken werden zu können. Ihre Kinder werden ihnen entrissen, damit sie die Milch nicht wegtrinken. „In was für einer Welt leben wir eigentlich?", fragen wir uns manchmal. Zucker sollte ich auch nicht essen. Ich habe eine Intoleranz gegen so ziemlich alles, was Spaß macht – essenmäßig jetzt.
Wobei, bin ich vielleicht wirklich ein Spaßverderber? Schließlich haben wir die Nachbarn um 2 Uhr letzte Nacht vom Balkon über unserem Schlafzimmer verwiesen, weil sie zu laut waren. Natürlich, weil das Kind schlafen sollte. Aber vielleicht würden wir auch einfach mal wieder gerne draußen sitzen und laut sein, die Nachbarn stören, und damit kein Problem haben – wir haben dann eben Spaß!
Alles sollte ein bisschen perfekter sein, auch dieser Blogpost. Ist der nicht ein bisschen negativ? Sollte ich nicht ein bisschen praktischer werden, so dass meine Leserinnen einen „Mehrwert” davon haben?
Ich glaube, ich füttere dem kleinen Perfektionisten in mir erst einmal ein bisschen Schokolade!
Das perfekte Leben, das gibt es nicht. Aber es gibt das schöne Leben. Das Leben, das gefüllt ist mit Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass wir die Wahl haben, es Fernseher gibt, Kinderwagen, Tragen und vegane Rezepte. Kühe, Milch und Schokolade. Fitnessstudios und Balkone, Betten und Statistiken über CO2 Emissionen (aka Bildung). Stoffwindeln, Wegwerfwindeln, Windelfrei und Dosenbrei.
Ebenso wie kostenlose Blogartikel.
Wofür bist du heute dankbar?
Hab einen schönen Tag!