Auf meinen Reisen durch Südafrika kam ich an Orte, die ich nicht verlassen konnte, selbst wenn ich es wollte. Besonders an den Abschnitten an der Ostküste, die junge Backpacker anzogen und faszinierten, fühlte ich mich oft fehl am Platz. Laute, bassgetriebene Technosmusik und exzessiver Drogenkonsum waren nicht gerade meine Vorstellung von einem idyllischen Aufenthalt am Meer – auch wenn mich der Gedanke an einen Cluburlaub mit All-Inclusive Angebot noch mehr abschreckte! Oft versuchte ich das Schöne zu sehen und zu ignorieren, was mich stresste. Aber 100 Dezibel sind schwer weg zu Träumen, genauso wie der stechende Geruch von frischem Marihuana oder das animalische Geschrei von Teenagern in der Paarungszeit – selbst, wenn man 100km weit sehen kann und die Landschaft von saftig grünen Palmen übersät ist. Vielleicht war es auch der Kontrast der Gesellschaft und der Kulturen, der mir zu schaffen machte: Dass Reisende aus der ganzen Welt an Ort kamen um zu feiern und ihr Leben zu genießen, während wenige Meter entfernt von uns die Wellblechhütten der Armen standen, die oft keine andere Wahl hatten, als ihren Schmerz und ihre Hoffnungslosigkeit in Alkohol zu ertrinken. Zwei Welten: Reich und Arm! Doch in beiden Welten herrschte Alkohol- und Drogenkonsum – als habe diese Welt nichts zu bieten, wenn man nicht in eine andere flüchtet: Eine Transzendentale!
Ich wollte nicht konfrontiert werden mit Hoffnungslosigkeit. Ich hatte keine Lösung für die Schwierigkeiten, in der sich unsere Welt befindet. Und ich konnte es nicht aushalten mich 100db Ignoranz hinzugeben. Und weil ich gerne weggelaufen wäre, aber das nicht ging, steckte ich fest.

Feststecken, nicht weiterkommen, anderen (in diesem Fall Mitreisenden) vor den Kopf stoßen, wenn man Extrawünsche hat, das waren Themen, die mich schon lange bewegten. Es fiel mir schwer Nein zu sagen, aber es fiel mir generell schwer meine eigene Meinung zu vertreten. Ich wollte um jeden Preis gefallen und geliebt sein! Dadurch machte ich mich automatisch abhängig von den Präferenzen der Anderen und brachte mich in Situationen, die nicht zu mir passten. Zudem hatte ich eine sehr romantische Vorstellung von einer perfekten Welt, ein bisschen so wie der Himmel auf Erden. Von diesem Himmel hatte ich etwas erlebt und in mich aufgenommen, als ich das ersten Mal dem Schöpfer des Universums begegnete: Gott!
Seitdem träumte ich von einem neuen Garten Eden für alle Menschen und war zutiefst betrübt, wenn ich an Orte kam, die mich eher an den ewigen Scheol erinnerten.
Am schlimmsten war für mich damals auf Reisen, dass ich mich fremdbestimmt fühlte. Ich konnte nicht einfach weiterfahren, weil der nächste Ort zu weit weg gelegen war und ich nicht sichergehen konnte dort eine Unterkunft zu finden. Bei Nacht zu fahren war in Südafrika nicht sicher. Aber Fremdbestimmung ist nicht nur für Reisende in Afrika Thema, nicht wahr?
Manchmal fühlt sich unser Leben so an, oder? Wir stecken fest, aber es ist Nacht um uns herum. „Wir haben uns selbst in diese Situation gebracht!", denken wir dann und fragen uns, ob Gott auch jetzt noch so gnädig ist uns aus der Patsche zu helfen. „Vermutlich nicht!", ist die Antwort, die der Feind uns zuflüstert.
Ich habe mir doch den Job ausgesucht, dann muss ich auch das Mobbing ertragen! Was bin ich für ein Christ, wenn ich die andere Wange nicht auch hinhalte?
Ich habe den Mann geheiratet, dann gehört Missbrauch wohl dazu – das Gesamtpaket eben! Gott wird mich stark machen, das zu ertragen!
Ich habe selbst Schuld, dass mich der Mann angefasst hat, obwohl ich es nicht wollte. Ich hätte mich ja nicht betrinken müssen!
Für mich persönlich und bezogen auf meine Südafrikareise entlang der Wild Coast ist das korrekt: Es stimmt, ich hätte nicht auf die Reise gehen müssen. Ich hätte besser planen können, hätte doch den Cluburlaub wählen können! Oder nicht?!
Jeder „normale Mensch" hätte das tun können. Jeder mit einer intakten Seele und selbstbestimmten Handeln. Als Missbrauchopfer ist es schwer eigene Entscheidungen zu treffen. Es ist ein Teufelskreis, der sich im Kopf abspielt. Ich will etwas tun, aber ich tue etwas anderes. Ich lasse mich fremd bestimmen, obwohl ich mich nach Kontrolle sehne. Und oft bemerke ich nicht einmal, dass ich fremdbestimmt bin. Ich denke, ich bin leidenschaftlich und folge meinem Herzen! Doch wenn mein Herz mich nicht zu Christus führt, dann leitet es mich automatisch in die Irre! Dann wird es gefährlich im Nachzufolgen.
So wie ich meinem Herzen folgte, als ich mit einem Fremden durch Südafrika reiste und auch noch den Wagen bezahlte – nur um mich Hals über Kopf zu verlieben und später mit gebrochenem Herzen zurückzubleiben, als er weiterreiste um die ganze Welt. Ein Jahr später folg ich nach London um ihn wiederzutreffen. Mein Herz wollte dauerhafte Versöhnung und einen Neuanfang, aber sein Herz wollte nur eine kurze Begegnung und mich nicht als Frau!
Wenn du dieses Problem auch hast, dass du Schwierigkeiten damit hast das zu tun, was DU wirklich für richtig hältst, dann will ich dich heute ermutigen:
Paulus kennt diesen Inneren Kampf zu gut. Er schreibt in seinem Brief an die Römer in Kapitel 7,19-20:
Ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern das Böse, das ich nicht tun will. Wenn ich aber das, was ich tue, gar nicht Tun will, dann handle nicht mehr ich selbst, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
Moment – jetzt bin ich auf einmal sündig, obwohl mir doch so viel angetan wurde? Und bestrafe ich mich nicht schon selbst, indem ich mir die Schuld gebe? Wohnt jetzt auch noch die Sünde in mir? Nur Mut, wir alle leben in dieser gefallenen Schöpfung. Wir alle sind mit unserer Sünde und der der anderen konfrontiert.
Die Sünderin, das leuchtende Beispiel
Ein schönes Beispiel von einer Sünderin, die von Liebe und Zartheit erfasst wird, steht in Lukas 7. Es ist die Geschichte der Salbung Jesu durch die Sünderin. Die Frau von der wir lesen, war wahrscheinlich müde von den Jahren der Prostitution, in denen sie sich an die Freier hingab. Immer und immer wieder waren Männer zu ihr gekommen, um sich etwas zu nehmen, was ihnen nicht zustand. Hoffnungslos sah sie auf die Jahre ihrer Kindheit zurück, in denen sie Mangel an Liebe, Zuwendung und Schutz erfahren hatte. Sie hatte es nicht so gewollt, aber sie war eine bittere und kalte Frau geworden.
Bewegt von einer ersten Begegnung mit Jesus, wagt sie es, in das Haus eines Religiösen zu kommen, als Jesus dort gerade zu Besuch war. All ihren Mut nahm sie zusammen um dorthinzugehen, wo sie nicht hingehörte. Sie musste mit Verachtung rechnen. Nicht nur, weil sie als Frau uneingeladen das Haus eines Pharisäers betrat, sondern auch, weil sie eine Nutte war, ein Niemand. Aber durch die eine Begegnung mit Jesus hatte sie eine ungewohnte Liebe erfahren, und dieser konnte sie nicht anders, als nachzufolgen. Dahin, wo ihre Feinde saßen: Männer, die behaupteten die religiösen Anführer Israels zu sein und in der Nacht bei ihr klopften. Sie hatte davon gehört, dass Jesus in der Nähe war und musste ihn wiedersehen. In ihr war eine Kraft freigesetzt worden, dass sie Hass und Verachtung auf sich nahm um Jesus frei von Menschenfurcht und in Demut mit Dankbarkeit zu dienen. Sie weint über seinen Füßen. Benetzt sie mit ihren Tränen und trocknet seine Füße mit ihren Haaren ab. Dann küsst sie sie und reibt sie mit einer teueren Salbe ein. „Was für eine elendige Gestalt!", denken die Gelehrten. „Wie sie da im Dreck sitzt!" Doch Jesus sieht sie in Liebe an!
Jesus erklärt: „Wem viel Schuld erlassen ist, der liebt viel! Wem aber wenig erlassen ist, der liebt wenig!" Der Frau sind viele Sünden vergeben, deshalb liebt sie viel.
Es ist an der Zeit, zum Thron der Gnade zurückzukehren und zu erkennen, wie sehr wir geliebt sind: Christus hat uns frei gemacht um ein Leben in Freiheit zu führen. Also nimm deinen Stand ein! Lass dich durch niemanden mehr versklaven, lesen wir in Galater 5,1!
Der einzige Ausweg aus dem Teufelskreis der Sünde ist, dass wir verstehen, wie sehr Gott uns liebt. So sehr, dass er seinen einzigen Sohn sandte, um uns zu befreien (Johannes 3,16).
Diese Liebe Gottes setzt uns Dauerhaft(!) frei uns selbst zu lieben und andere zu lieben!
Deshalb: Wenn dein Herz dich wieder einmal auf Reisen mitnimmt, frage dich: „Führt es mich zu Jesus?" Und wenn du feststeckst in dunkler Nacht, dann ruf zu ihm und er kommt zu dir! „Komm mit auf Reisen!", flüstert er dir zu und nimmt dich an die Hand.