Als ich meine Gesichtscreme öffne, um meiner Haut etwas geschmeidige Pflege zu gönnen, sehe ich in den traurigen Inhalt meiner Cremedose. Was übrig ist, ist nur ein kleiner Flatschen, ein bisschen schmieriges Etwas, das, wenn ich gut haushalte, noch drei bis viermal meine Haut verwöhnen wird. Komisch eigentlich. Mir ist gar nicht aufgefallen, wie der Inhalt der Dose zur Neige ging. Auch komisch, dass ich noch eine weitere angebrochene Cremedose im Schrank habe, mit in etwa der gleichen Menge Creme. Ja, na sicher, dafür gibt es eine Erklärung.
Als ich schwanger wurde, da mochte ich den Geruch auf einmal nicht mehr leiden. Und so blieb die Gesichtscreme für bessere Zeiten im Schrank. Man will ja nichts wegschmeißen, was man noch benutzen kann. So habe ich es aber auch früher schon gemacht. Ich habe Reste aufbewahrt. Nicht, weil es nachhaltig ist, sondern weil es Geld gekostet hat. Aber eigentlich wollte ich doch etwas Frisches, Neues haben. Und das habe ich mir auch gekauft. Das Alte, blieb im Schrank zurück.
Da kommt mir eine Idee. Machen wir es nicht oft genauso mit unserem Leben? Ich zumindest, mit meinem Leben. Mit meinem Glaubensleben vor allem. Statt mich ganz zu entleeren und Gott zu bitten, mich neu zu füllen, behalte ich ein paar meiner Angewohnheiten für später auf. Vielleicht können mir meine Erfahrungen ja später noch mal etwas nutzen. Oder meine Erinnerungen. Darunter findet sich nicht nur Gutes.
Auf Cremedosen steht, wie lange man sie nach dem Öffnen noch verwenden kann. Wenn wir mal in unserem Herzen etwas mit uns herumtragen, machen wir daraus keinen Besucher auf Zeit. Wir haben Tag der offenen Tür – an jedem Tag. Für unbestimmte Zeit. In diesem Jahr möchte ich etwas anders machen. Ich möchte keinen Groll und keine Scham mittragen in 2020, möchte die Tür nicht offenlassen, für das Flüstern des Feindes und für Unversöhnlichkeit. Ich entscheide mich für einen Frühjahrsputz. Und, wie es Johannes in seinem Evangelium sagen würde, neue Schläuche für neuen Wein. Sich ganz zu entleeren, mit leeren Händen vor Gott zu stehen, das öffnet das Tor für Gnade. Es ist eine Achtsamkeitsübung, sich Gott ganz hinzugeben, sich zu entleeren, nichts zurückzulassen. Es ist eine Erwartungshaltung, dass er uns ganz neu füllt: Mit seinen Gedanken, seiner Liebe für andere und seiner Hingabe von sich selbst, als Brot, an eine hungrige Welt.
Welche „Cremedosen” gibt es für dich zu entsorgen?